Kobudo Training mit Claudio Regoli 2014 Berlin

Dieser Beitrag stammt von unserem Vereinsmitglied Tobias und gibt seine Eindrücke von dem Ereignis wieder.


Zunächst muss man wissen, das ich erst vor einem Jahr mit dem Budô-Training begonnen habe. Wie einige meiner heutigen Trainingspartner habe auch ich als Kind einige Zeit lang Jûdô gelernt, diese Kampfkunst dann aber jahrzehntelang nicht mehr verfolgt. Mit zunehmendem Leistungsdruck und Ermüdungserscheinungen im Berufsleben sehnt sich nicht nur der Körper sondern auch der Geist nach einem Ausgleich. Da Fitnesscenter oder Jogging nichts für mich sind, habe ich mich entschlossen, es noch einmal mit Kampfkunst zu versuchen.

Ich interessierte mich besonders für defensive Kampfkünste und wurde nach einigen Monaten des
Herumprobierens im Aikidô, klassischen Jûjutsu und im Tenshin Shôden Katori Shintô Ryû fündig. Hier erhält man ein stets forderndes, körperliches und geistiges Ausdauertraining, bei dem man das Tempo der eigenen Fortschritte selbst bestimmen und auf Wunsch reichhaltige Hintergründe aus der japanischen Kulturgeschichte erfahren kann. Auf Anfänger mögen die Vokabeln „Waffentraining“ oder „Kampftraining“ zunächst abschreckend wirken. Was man aber recht schnell lernt, wenn man mit Budô beginnt, ist: Man kann nur sehr wenig über Budô aus Büchern oder von Webseiten erfahren. Man muss es tatsächlich selbst einige Zeit ausprobiert haben um zu wissen, was Budô ist. Abgesehen von der körperlichen Fitness, die man quasi nebenbei erhält, sind es vor allem die hart erkämpften Trainingserfolge und der Zusammenhalt mit den Trainingspartnern, die einem viel Freude machen können.

Diese letztgenannten Faktoren spielen eine besonders starke Rolle auf Lehrgängen und anderen besonderen Gasttrainings, wenn man von erfahrenen Lehrern angeleitet wird, ihre Geschichten hört und neue Freundschaften mit Gleichgesinnten aus aller Welt schließt. Den Auftakt unseres Trainings machte die herzliche Begrüßung von Gästen aus Dänemark und Deutschland sowie natürlich des unterrichtenden Lehrers Claudio Regoli (5. Dan) aus Mailand (IT).

Es herrschte die heitere Atmosphäre von alten und neuen Bekannten auf einem Klassentreffen.
Nach dem Anlegen der Trainingskleidung wich diese Heiterkeit langsam der Ernsthaftigkeit einer
Trainingseinheit im Kobudô. Der Anblick einer in dunkelblaue Kampfanzüge gehüllten und mit allerlei Waffengattungen ausgestatteten Kämpfergruppe trägt üblicherweise viel dazu bei. Wie bei jedem Training des Kobukai-Berlin e.V. begann auch der Unterricht von Claudio Regoli Sensei mit der förmlichen Grußentbietung (Rei) der Teilnehmer gegenüber dem Shomen (Vorderseite des Dojo) und dem Lehrer. Nach geistiger Einstimmung und kurzer Auflockerung folgte in Paaren die Übung von Kamae (Grundhaltungen). Dabei werden die einzelnen Übenden je nach Fortschrittsgrad von Claudio Sensei angeleitet, der hier Detailkorrekturen und dort Erläuterungen einfließen lässt.

Nach der Übung von Kenjutsu  Kamae  ging die Gruppe zur Übung von Kata (Angriffs- & Verteidigungs-Sequenzen) über, wobei verschiedene Waffen gegeneinander zum Einsatz gebracht werden: Das Bokken (Holzschwert) gegen andere Bokken, Bô (langer Holzstab), oder Naginata (Schwertlanze).Den letzten Teil der Unterweisung von Claudio Regoli bildete die gemeinsame Übung von Iaijutsu, wobei stumpfe Trainingsschwerter namens Iaito  zum Einsatz kommen. Im Iaijutsu übt man komplexe Sequenzen des Schwertziehens (jap. “battô”), Stechens, Schneidens und das ordentliche Zurückführen der Klinge in die Schwertscheide (jap. “notô”). Angesichts der fließenden Bewegungen bei dieser Disziplin kommt es nicht von ungefähr, dass mittlerweile in vielen Teilen der Welt Wettkämpfe im Iaidô abgehalten werden, bei denen Kampfrichter u.a. Technik, Haltung und Ästhetik bewerten.

Und natürlich wurde das Training mit einem stilechten japanischen Gelage im nächsten Sushi-Restaurant beendet. Mit vielen neuen und alten Geschichten, guter Stimmung und einem Resümee des Workshops.

Vielen Dank fürs Kommen, lieber Claudio Regoli Sensei!
Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt „batto!“ (jap. Aufforderung zum Ziehen des Schwerts)

 

Kobukai